Samstag, 31. März 2012

Kindergarten und Refugio

Der Urlaub ist also vorbei, endgültig. Was steht jetzt an? Die Fundación selbstverständlich. Also hier.

Wie gesagt, Montagnacht kam ich an. Man hat uns aber dann doch noch ein paar Ruhetage gegeben. Also Montag ausschlafen, Dienstag Reunión. Das diesmalige Treffen mit den Köpfen der Stiftung viel sehr minimalistisch aus. Während nur die Direktorin uns mit ein paar kurzen Worten den neuen Arbeitsplan auf den Tisch legte, war sie so schnell auch wieder vorbei. Das kann seine Vorteile haben, aber auch nur, wenn man nicht reden mag. Nichtsdestotrotz habe ich jetzt einen neuen Plan der Folgendes für mich vorsieht. Jeden Vormittag in den Kindergarten, jeden Nachmittag ins Refugio. Keine Büroarbeit mehr.

Bei der Arbeit im Kindergarten kann ich nichts Neues hinzufügen. Nur das ist jetzt bei den ganzen Großen da bin, die nächstes Jahr in die Schule gehen werden. Das ist etwas entspannter, denn diese Kinder sind etwas selbstständiger, Streitereien und Hilfe auf dem Klo sind aber immer noch present.


Das Refugio, erinnert sich da noch einer dran? Zur Anfangszeit im August, September und Oktober haben wir beim Fußball mitgemacht, jeden Nachmittag. Dann wurde das komplette Programm beendet. Es hieß Umstrukturierung, und die Freiwilligen können das nicht alleine machen, das wäre zu gefährlich. Also war das Refugio quasi tot. Nur noch die Batucada, die Trommelgruppe, wurde noch regelmäßig gemacht. Also quasi Programm für zehn Jungs, das wars.

Jetzt bin ich wieder für dieses offene Zentrum eingeteilt, und auch nicht nur für Kurz, sondern jeden Tag von vier bis acht. Man hat mich gebeten, dass ich mich um Programm kümmer. Das wurde zwar immer wieder kurz angeschnitten, aber nie wirklich realisiert. Und ich habe Glück das ich da nicht alleine stehe. Ein vom Staat gesponsertes Programm sorgt dafür, dass mindestens bis Ende dieses Jahres Aktionen angeboten werden. Das reicht von Studenten bis ausgebildeten Psychologen, die sich um die Kinder und Jugendlichen kümmern wollen.

Und ich soll meinen Teil dazu geben. Also habe ich mich zu den Jungs und Mädels hingesetzt und gefragt, was sie denn machen wollen. Fußball wollen sie wieder spielen, richtig mit Trainig und Lehrer, die Mädels fragen nach Kochunterricht, da es eine gut ausgestattete und ungenutzte Küche gibt, Englischunterricht und was mit Computern, bitte. 

Und jetzt komme ich. Englischunterricht, mache ich, kein Problem. Dank Peter und Lotte, meinen beiden Vorgängern, habe ich viele Hefte hier. Es werden also fleißig Kopien gemacht, Zahlen, Buchstaben, Farben, Tiere und so weiter. Ob die Kinder wirklich Interesse daran haben, oder es nur machen, weil es sonst nicht die Colación (die Tüte Chips und den Saft am Ende des Tages) nicht gibt, ist ein andere Frage.

Beim Thema Sport werden die Studenten Hand anlegen, das studieren sie ja schließlich. Einfaches und Straßen Fußball und Basketball wird es geben. Tanz soll angeblich auch noch hinzukommen. Hat es früher auch gegeben, aber wegen fehlendem Engagement und Motivation ist das gestorben. Handarbeit, also Kunstunterricht in allen Fassetten wird es auch geben, das machen dann auch die erwähnten Studenten.

Und die Computer? Soll ich machen. Kann ich auch machen. Man erinnert sich daran, dass Computer in der Adventszeit gespendet worden sind, und auch ein Teil geklaut wurde. Ein paar Techniker haben sich da bereit erklärt und diese revisiert. Die sind fertig. Den entsprechenden Raum habe ich schon aufgeräumt, Tische und Stühle wurden zurecht gestellt, die Herren sind schon kräftig am schrauben und verlegen, schließlich soll es auch Internet geben.

Mich freut, dass sich im Refugio endlich was bewegt, ich fand es immer traurig, dass das große Zentrum quasi ungenutzt ist. Natürlich darf man nicht die Arbeit der beiden Tías vergessen. Inés und Pilar kümmern sich gut um die Kinder und ihre Eltern, Spenden wurden und werden nach wie vor von hier weitergegeben. Nur zu wenig wurde für die Kleinen gemacht. Das ändert sich jetzt.

Dienstag, 13. März 2012

Chile Argentina Bolivia

Ich bin wieder zurück aus meinem Urlaub. Die letzten fünf Wochen habe ich damit verbracht durch den Norden von Chile, Argentinien und Bolivien zu reisen.

In der Nacht des achtundzwanzigsten ersten um zwei Uhr morgens ging es los, der Bus von Iquique bringt uns vorerst nach Antofagasta. Schnell entscheiden wir: Hier wollen wir nicht bleiben. Also nehmen wir den nächsten Bus nach San Pedro de Atacama, ein kleiner Wüstenort. Wir kommen an und fühlen uns eigentlich gleich wohl. Die Stadt auf zweitausend Metern bietet in etwa die gleiche Landschaft wie Iquique, meint man. Doch Dank der Höhe kann man auch schnell weiter in die Berge fahren und Salzseen und Geysire besichtigen, die durch starke touristische Infrastruktur, mit vielen Kleinbussen schnell erreicht werden können. Nachdem wir hier ein paar Tage verbracht haben, sogar Gabi zufällig wieder gesehen haben und uns mal langsam an das Rucksackleben gewöhnen, geht es weiter. Ziel: Valparaíso.
Gesire
Schluchten

Der Plan: Über La Serena zu fahren, denn einen Bus gab es vorerst nicht. Doch hier Glück im Unglück, der Bus fährt sogar weiter bis nach Santiago. Von der Hauptstadt aus kommen wir schnell weiter, denn von hier ist es nur noch knapp eine Stunde bis zur Küstenstadt. Insgesamt fast dreißig Stunden Fahrt. Valparaíso stellt sich als schöne, bunte Künstlerstadt heraus. Der Einfluss vieler bekannter und kreativer Köpfe merkt man schnell. Die Stadt wurde auf sechzig Hügeln aufgebaut, schaut man runter von der Küste hoch in die Stadt, sieht man in etwa nur ein buntes Häusermeer. Nur die südliche Ecke der Stadt gilt als gefährlich und die Polizei gibt uns sogar vorher noch Bescheid, wir sollen doch lieber einen anderen Weg einschlagen. Bei den vielen Plätzen und dem Schatten der hohen Häuser fühlt man sich hier sehr wohl, auch wegen dem ganzen grün. So was Schönes hat man schon lange nicht mehr gesehen. Es bleibt sogar noch Zeit für ein paar Stunden zur Nachbarstadt Viña del Mar zu fahren.
La Sebastiana

Ein Hügel in Valparaíso

Von hier aus geht es weiter nach Mendoza. Wir überqueren die Grenze zum ersten Mal nach Argentinien. Auch Mendoza ist eine schöne Stadt, aber sehr heiß, kaum aushaltbar. Der Park lädt zum Ausspannen ein und auch so der eine oder andere Platz mitten in der Stadt. Am letzten Tag leihe ich mir ein Fahrrad aus und toure durch die Stadt, danach auf den Cerro, während Lisa lieber den Schatten und das gratis Wi-Fi ausnutzt. Auf dem offenen Platz zwischen allen anderen Internetliebhabern wird sie auf einmal von hinten geschlagen, dann ist das Gerät auch schon aus der Hand. Doch Lisa fängt sich schnell, holt den Typen ein. Dieser bekommt Angst, schmeißt es ins Gras und läuft davon. Man sollte wissen mit wem man sich anlegt.
Ausblick vom cerro auf Mendoza

Mit gemischten Gefühlen verlassen wir Mendoza auf nach Buenos Aires. Hier besuchen wir Matthias, der seine MaZ Stelle in einem der Außenbarrios hat. Zwischen all den Palmen im Garten spannen wir erst einmal aus. Am nächsten Tag machen wir uns rasch in die Innenstadt auf, denn der Bus nach Azara geht schon am Abend und von ganz außen nach innen braucht man schon fast zwei Stunden, so riesig ist Argentiniens Hauptstadt. Durch die Altstadt und die Hafenanlagen machen wir uns am späten Nachmittag wieder auf den Heimweg. Dann geht es nicht mehr weiter, die Straße ist gesperrt, vorne sieht man dunklen Qualm. Später wird sich heraus stellen, dass hier eine Demonstration der Nachbarschaft stattfand, nach dem jemand von der Polizei erschossen worden ist und man zu dem Strom und Wasser abgestellt hat. Wir müssen uns beeilen, sonst bekommen wir den Bus nicht. Eigentlich waren alle Hoffnungen schon tot, also wir fünf Minuten nach halb neun am Terminal ankommen. Doch auch hier war das Glück wieder mit uns, der Bus ist noch da, denn dieser hat sich auch selbst verspätet.
Die breiteste Straße der Welt

Matthias rechts vor mir, beim Präsidentenpalast

Auf dem Weg durch die Nacht ins campo von Argentinien genieße ich den klaren Sternenhimmel. Fast ausgeschlafen kommen wir am nächsten Morgen an und werden schon vom Pater herzlich willkommen geheißt. Daniel ist noch in Paraguay, das Touristenvisum verlängern. Er ist hier auch MaZ und arbeitet in der Gemeinde von Azara, hilft überall mit. Das Wochenende verbringen wir bei ihm. Auf unseren Besuch ist sogar ein Fest mit Miss-Wahlen und Empanadas gefallen, bei dem wir mit helfen müssen. Unter so einer Gesellschaft machen wir das sehr gerne. Hier fühle ich mich wohl, zwischen dem ganzen grün. Doch das Wochenende ist schnell vorbei und wir machen uns alle auf den Weg, Daniel auf seinen Zwischenseminar nach Misiones, wir fahren weiter zu den Iguazú Wasserfällen.
Daniel, ich, Pater Enrique und Lisa mit der besten Erfrischung vor Ort: Terere

Azara

In Puerto Iguazú beziehen wir unser Hostel, welches zwar sehr groß ist, aber eine sehr kleine Küche hat. Zwei Herdplatten für hundert Gäste, die sich auch alle als Selbstversorger verstehen. Aber eigentlich können wir uns nicht beklagen, schließlich haben wir die größten Wasserfälle der Welt gesehen. Etwas mehr beeindruckendes habe ich noch nie gesehen. Trotz vieler Touristen finden wir noch ein paar ruhige Ecken zum Ausspannen und Verdauen. Neben einem Abstecher zu den Itaipú Staudämmen und Ciudad del Este geht es an einem Abend weiter nach Brasilien. Von hier geht unser Bus nach Asunción.
Iguazú Wasserfälle

und ein Tier

Eigentlich ist das Ziel La Paz, doch direkt geht das per Bus nicht. Über Asunción wollen wir einen Bus nach Santa Cruz nehmen, dann kann es nach La Paz gehen. Um sechs Uhr morgens kommen wir in Paraguays Hauptstadt an und stellen fest: Bis heute Abend halb zehn können wir nicht weiter fahren. Also los in die Stadt, den nächsten Automaten und Guaraní für das Ticket besorgen. Doch die Maschinen machen nicht mit und geben uns nur knapp zwanzig tausend, was knapp drei Euro sind. Warum das so ist, haben wir bis heute nicht herausgefunden, doch schnell habe ich mein Kartenlimit erreicht, was wir ziemlich absurd fanden. Fand der Mann von der Bank auch, doch auch er konnte uns nicht weiter helfen. Verzweifelt kommen wir mit dem bisschen Bargeld wieder am Schalter an. Kein Problem, denn man kann auch mit Karte bezahlen, war das Herumrennen also für die Katz. Wir geben das Gepäck am Schalter ab und ich genieße den restlichen Tag in der Innenstadt, werde sogar ins Museum eingeladen und so können wir den nächsten Bus am Abend nehmen.

Asunción
Auf dem Weg nach Bolivien sitzt vor uns ein netter Herr und grinst mich immer an. Ich frag ihn auf Spanisch, warum er das tut, er darauf hin auf Deutsch zu mir: Ich verstehe jedes Wort. Wir kommen ins Gespräch und er lädt uns zu seiner Familie in sein Haus ein. Nach einer angeblichen Horrorfahrt auf bolivianischen Pisten und mit mindesten drei Pannen – die ich aber alle verschlafen habe -  nehmen wir diese Einladung dankend an. Das kleine Haus stellt sich sofort als großes Haus heraus, von seiner Frau und den Kindern werden wir sofort freundlich begrüßt. Am selben Abend der Ankunft fahren wir noch zur Karnevalsparade, werden zwar nass und dreckig gemacht, aber das gehört schließlich dazu. Am nächsten Tag wartet noch ein Asado auf uns, ehe es mit dem nächsten Bus endlich nach La Paz geht.
Santa Cruz

Vor erst machen wir noch einen Abstecher nach El Alto in das Haus der Steyler Missionare. Hier warten schon Bea und Janko auf uns. Auf viertausend Metern ist es schon mal ganz gut sich auf die Höhe und die kommende Tour vorzubereiten. Bea und Janko sind ebenfalls – wer hätte das gedacht – MaZ in Bolivien, sie in San Ignazio de Velasco, er in Santa Cruz. Gemeinsam verbringen wir zwei Abende im Haus und beobachten den Karneval, dann geht es zu unserem Zwischenseminar.
Da haben wir noch lachen; in El Alto, kurz vor unserem Seminar

„Unten“ in La Paz warten schon sieben andere Freiwillige vom Pallottinischen Freiwilligendienst auf uns. Einen Abend bleiben wir noch im „Heiligen Onkel“, dann geht es raus in die Yungas. Unsere Trekkingtour geht auf bis zu fünftausendeinhundert Metern hoch, durch Schnee und Regen und Matsch. Ein richtiges Abenteuer, es bleibt sogar ein bisschen Zeit zum Reflektieren und Unterhalten. Schnell wird aber klar: Für die Steyler ist kein Berg zu steil und wir machen immer das Peleton unserer Tour, während hinter uns die Pallotiner und –innen wegen dem ganzen Schlamm und dem Gehen heulen. Nach drei Tagen ist aber auch wieder Schluss und es geht zurück nach La Paz. Hier verbringen wir erst einmal ein paar Tage zum Entspannen, denn anstrengend war es schon. Am letzten Tag in La Paz machen wir noch eine Fahrradtour auf der angeblich „Gefährlichsten Straße der Welt“ und ich verliere meine Sonnenbrille, dann geht es zusammen mit Bea, Janko und Carina von den Pallottinerinnen zum berühmten Titicaca.
Nach drei Tagen wandern, listo

Yungas

Was ich sagen kann ist, dass es hier keine Titis und auch keine Kacki gibt. Dafür aber viele entspannte Leute, liegen gebliebene Touristen und traumhafte Landschaften, und genieße dabei die bolivianische Bequemlichkeit. Copacabana heißt der Ort, wo wir die letzten Tage verbringen. Dann geht es einen Tag mit dem Motorrad, aber ohne Helm und Lizenz, am Ufer entlang, den nächsten fahren wir auf die Sonneninsel, wenn auch bei Regen. Hier bleiben wir, fühlen uns sehr wohl und machen uns nach ein paar Tagen auf den Heimweg über La Paz. 
Titicaca

Doch auch das wird schwieriger als gedacht, denn den nächsten Bus verpassen wir um zwanzig Minuten und müssen noch eine Nacht in La Paz verbringen. Am nächsten Morgen geht es fürs letzte Mal los, in Arica bleiben wir noch einmal stehen, können aber den Bus wechseln und sind Montagnacht, pünktlich zur Arbeit wieder da.

Ende.