Sonntag, 19. August 2012

Letzter Eintrag - Meine Letzten Wochen In Chile

Ich hatte selbstverständlich nicht mehr so viel Zeit etwas zu schreiben. Ich wollte die letzten Momente voll auskosten. Deshalb schreibe ich inzwischen wieder aus Deutschland, denn ich bin vor einer Woche gesund und munter in Düsseldorf gelandet. Ich versuche noch einmal kurz zusammen zu fassen, was nach den Festen in La Tirana passiert ist.

Ich denke, es war ziemlich deutlich, dass es sehr schön war und ich dort wirklich eine sehr tolle Zeit hatte. Abgesehen davon, dass ich mir mit einem Cutter-Messer in den Finger geschnitten habe – was mit sechs Stichen genäht werden musste – was es wirklich eine sehr sehr sehr schöne Zeit.

Nach den Festen ging es in den Endspurt in der Fundación. Ich habe meine Malprojekte zu Ende gebracht und den Bildern den letzten Feinschnitt gegeben. Ich hätte noch mehr Ideen gehabt, aber die Zeit war einfach schon viel zu knapp. Vielleicht ein anderes Mal.
Das zweite Projekt im Kindergarten Huellitas

Total überrascht, sahen wir, dass Jutta auf uns wartete. Jutta ist eigentlich nach Pauls Ankunft nach Hause gefahren, doch dort hat sie es nur zwei Wochen ausgehalten, ehe sie wieder zurück gekommen ist. Das bedeutete, dass unser Haus auch Recht voll geworden ist. Denn kurz nach dem Fest kam auch noch Lotte zu Besuch, ehemalige MaZ, die vor uns ihren Einsatz hatte. Und mit Pauls Nichte waren wir acht Personen im Haus.

Im Juli feierte die Fundación ihren sechzehnten Geburtstag. In einer ganzen Woche vorbereitete jedes Zentrum eine Aktion, mit der sie sich präsentierte und den Geburtstag feierte. Da ich quasi überall immer ein wenig geholfen habe war ich überall ein Teil und binauch zu allen Festlichkeiten gefahren. Persönlich bedeutete dies: Lautsprecher aufbauen, Dekoration auf- und abbauen und so weiter.

Foto aus dem Offenen Zentrum Mi Refugio
In diesem Sinne hat man sich dann von uns beiden MaZ auch nach und nach verabschiedet. Ich habe gemerkt, dass ich überall irgendwie Eindruck hinterlassen habe. Das war ein gutes Gefühl und zeigte mir, dass ich das Jahr nicht umsonst gemacht habe. Dadurch war aber auch besonders schlimm zu gehen.
Da ich bei dem Fest in La Tirana sehr viele Freunde machen konnte, war es auch hier schlimm, zu gehen. Daher nutzte ich jede Freizeit aus, mich mit Freunden zu verabreden, Essen zu gehen, Einladungen entgegen zu nehmen. Doch irgendwann musste dann der Tag kommen.
Ein Letztes Gruppenfoto von Vielen, hier mit der Gruppe Caminos
Oder mit Mision Jóven, der Gruppe mit der ich in La Tirana war

In der letzten Nacht habe ich nicht mehr geschlafen, der Flug ging auch schon sehr früh, und es gab auch noch ein paar Sachen zu tun. Ich wäre sowieso viel zu aufgeregt gewesen. Viel zu lang waren die Umarmungen. Morgens um halb sieben machten wir uns mit Bruder Paul und Daniel auf den Weg zum Flughafen. Eine kurze Umarmung, dann gaben wir das Gepäck auf. Und dann gingen die Türen zu.

Jetzt kann ich noch davon erzählen, dass wir erst anderthalb Stunden später losgeflogen sind, oder von dem Sprint in Sao Paulo, oder davon, dass Bea auf dem Flug nach Frankfurt zufällig mit uns geflogen ist.

Vor etwa einer Woche bin ich in Deutschland angekommen. Auch wenn ich in Deutschland langsamer anfangen wollte, bin ich doch viel unterwegs. Familie und Freunde, deutsche Bürokratie haben mich schneller gefangen als ich wollte, vielleicht auch gut so, so habe ich schnell Anschluss gefunden. Auf jeden Fall werde ich ab Oktober ein Studium in Kassel beginnen.

Das war mein Jahr in Chile, das waren dreihundertsechzig Tage in der Wüste, mit Menschen, denen man ans Herz gewachsen ist, die mir ans Herz gewachsen sind. Auch wenn mein Spanisch nicht zur Perfektion gekommen ist oder ich nicht wirklich berufliche Erfahrungen gesammelt habe, kann ich dennoch sagen, dass es gut war, dieses Jahr zu machen. Es hat mir etwas gegeben, was ich zu Hause niemals gefunden hätte, ich habe ein paar Antworten gefunden und vielleicht noch mehr. Wenn mich jemand fragen würde, ich hätte es nicht anders gemacht.

Montag, 30. Juli 2012

La Tirana und Letzte Wochen

Ich komme gerade aus La Tirana, einem kleinen verstaubten Wüstendorf, ungefähr eine Stunde von Iquique. Dort wurde das Fest derHeiligen Jungfrau gefeiert, der "Mutter der Chilenen", die Virgen del Carmen, La Tirana.
Virgen del Carmen: Jeder möchte etwas segnen lassen, es werden sogar Kinder hochgereicht.
Wer meinen Blog schon vom Anfang verfolgt, weiß, dass ich schon vorher etwas zum Fest geschrieben habe. Das was ich aber im Oktober beschrieben habe, war nur die kleine Version von dem, was ich erleben sollte.
Der Tempel von La Tirana. Die Bänder führen hoch bis zur Figur der Hl. Jungfrau, die in diesem Moment nach oben gezogen wird, sodass jeder mit ihr in Verbindung stehen kann.
Ich hatte die einmalige Gelegenheit bei einer Jugendgruppe bei den Festlichkeiten mit zu machen, bei einem Fest, dass ich nicht in Worte fassen kann. Schon Wochen haben wir uns vorbereitet, Anstecknadeln vorbereitet, Kreuze angemalt und ein Vorbereitungsseminar gemacht, damit wirklich alles passt. Am Zehnten dieses Monats ging es dann hoch nach La Tirana.

Eine der fünf Stationen auf dem Pilgerweg, hier die Hl. Jungfrau Maria.
Ich habe schon vorher das Dorf als kleinen, verstaubten Wüstenort gekannt, mit einer großen Kirche mittendrin. Doch mein Bild wurde geändert. Menschen aus dem ganzen Norden von Chile und von außerhalb kamen. Am Ende sollen es mehr als zweihunderttausend Menschen gewesen sein, wo sonst achthundert wohnen. Die Straßen voll mit Menschen UND den berühmten Tanzgruppen, die rund um die Uhr um den Kirchenplatz und dem Dorf tanzen und Musik machen, um die Heilige Jungfrau anzubeten.
Die Prozession mit der Jungfrau. Die Tanzgruppen haben farbenfrohe Kostüme, das ganze Fest war quasi ein großes Farbenmeer.
Was macht denn dann eigentlich ein Gringo dazwischen? Die Jugendgruppe Mision Joven, in der ich mithalf, kümmert sich um den Pilgerweg und belegt die einzelnen Stationen, gibt einen spirituellen Leitfaden und bietet Wasser und Rast an. Der Weg beginnt an der PanAmericana, zehn Kilometer vor der Kirche und führt über fünf Stationen bis hin zum Tempel im Dorfinneren. Er führt durch die staubige Wüste und brütende Hitze. Der Wüstenstaub ist so zäh, dass er hier einen eigenen Namen hat, liebevoll Chusca genannt, ein Staub, der alles belegt, die Kleidung, die Schuhe sowieso, Haare und auch in die Augen geht. Mit der Hitze und dem Staub hat fast niemand großartige Probleme, doch einmal muss ein Krankenwagen gerufen werden.
Auf dem Pilgerweg. Mit den orangenen Jacken zeigten wir uns als Missioneros, die auf dem Weg unterstützten.
Der Großteil der Menschen, die sich auf den Weg nach La Tirana machten, sind auf dem Weg die Heilige Jungfrau anzubeten. Sie kommen in Dank oder mit eine Bitte, meistens für einen ihrer Mitmenschen, quasi niemand bitte für sich selbst etwas. In Südamerika hat die Anbetung der Jungfrau eine ganz andere Form. Während man in Europa zu Maria, Mutter Jesus betet, hat in Lateinamerika jede Region seine eigene Jungfrau, die stellvertretend dasteht. Berühmtestes Beispiel ist die Guadalupe, die vorallem in Mittelamerika präsent ist.
Eine der zahlreichen Tanzgruppen. (Das Foto ist nicht sehr gut, wer mehr Bilder finden will, sollte die Google-Suchmaschine nutzen mir Schlagwörtern wie "Fiesta de La Tirana".)
Die Geschichte von La Tirana ist die Folgende: Der Legende nach gab es ein grausame Spanier-Verfolgerin zur Zeit der Conquista der Spanier, eine Inka-Indianerin die nur La Tirana - die Tyrannin - genannt worden ist, die sich im Tamarugo-Wald versteckte. Fand dann aber zu Jesus, ließ sie sich taufen und wurde deshalb von ihren Stammesgenossen um circa fünfzehnhundertvierzig umgebracht was sie zur Märtyrerin machte. Katholische Priester richteten daraufhin ein Grabmal ein, heute steht hier die Kirche.
Zu den Stationen ging es am Besten per Anhalter, hier steigen wir gerade von einem offenen Transporter. Die anderen Pilger wollen zum Portal.
In den zehn Tagen in La Tirana habe ich auf dem Weg mitgeholfen und dabei eine Gemeinschaft kennen gelernt, wie ich sie vielleicht später nicht noch einmal antreffen werde. Jugendliche, die so sehr mit ihrem Glauben und ihrer Kultur verwachsen sind und sich dafür nicht schämen, nein, sich sogar präsentieren und zeigen wofür sie stehen. Ich habe in diesen zehn Tagen viele Freundschaften knüpfen können, ausgerechnet dann, wenn ich mich im Endspurt meines Einsatzes befinde.
Das ganze Wochenende über Stau.
Ich denke, es ist kein Geheimnis wenn ich sage, dass ich wahrscheinlich jetzt meine intensivsten Wochen in Chile verbringe. Ich versuche das beste daraus zu machen, möglichst oft mich mit den Menschen vor Ort treffe und meinen Dienst als Missionar auf Zeit mit guten Erinnerungen beenden kann.

Sonntag, 24. Juni 2012

Geburtstag und Wandbemalung

Juni ist mein Lieblingsmonat. Der Sommer fängt an, die Schule neigt sich bald dem Ende, das Wetter ist schon warm, aber noch nicht heiß. Schön eben.

Gut, Chile liegt auf der Südhalbkugel der Erde, also vertauschte Jahreszeiten: Hier fängt der Winter bald an. Ganz mit Deutschland ist das Wetter natürlich nicht, aber es ist schon ziemlich kalt mit weniger als zwanzig Grad.

Das Projekt mit der Wandbemalung in der Babykrippe hat super geklappt. Ich habe auch dort den Namen und das Logo der Fundación an die Wand gemalt. An der Außenmauer macht eich mit ein paar weißen Linie eine Welle. Dieses "Kunstwerk" wollte ich nicht alleine machen und bekam deshalb die Hilfe der Kinder aus Jorge Inostroza, aus dem Zentrum in dem ich jeden Nachmittag arbeite. Das war sehr schön und die Tías der Babykrippe waren mehr als begeistert und dankbar. Anders durften die Kinder auch andere Einrichtungen der "Funda" kennen lernen.
Und weil das ganze so schön geklappt, haben wir auch gleich weiter gemacht. Da war dann der Kindergarten dran. Diesmal waren leider weniger Kinder als geplant da, deshalb werde ich in dieser Woche das Bild alleine zu Ende machen. Es folgen Bilder vom ersten Juni in der Sala Cuna.






Juni ist natürlich auch mein Lieblingsmonat weil ich nämlich meinen Geburtstag feier. Zwanzig Jahre bin ich geworden, ich kann es kaum fassen! Schon zwei Tage vorher habe ich eine Überraschungsparty gegeben bekommen. Ich hatte wirklich keine Ahnung. Am eigentlichen Geburtstag war ich in der Babykrippe und habe am Vormittag die Arbeit vom Freitag zu Ende gemacht. Den Nachmittag durfte ich mir frei nehmen. Am Abend trafen wir uns zu Hause und wir aßen gemeinsam Completos, das war sehr gut.

Vor zwei Wochen wurde in unserer Gemeinde die Semana Norbertina gefeiert, zum Gründungsjubiläum und dem Heiligen San Norberto. Wer jetzt glaubt, dass sich hier nur ein paar Gruppen getroffen haben, um aus der Bibel zu lesen, liegt hier gewaltig falsch. Jeden Abend um acht Uhr ging es mit „Competiciónes“ los, Duelle der drei großen Gruppen, die sich aus den unzähligen Gruppierungen geformt haben. Während ich also am ersten Tag nur von außen zugeschaut habe, war ich in den letzten Tage mittendrin und habe jede Menge Leute kennen gelernt. Und jeder war mittendrin und wollte den Sieg für seine Gruppe. Das merkte man besonders, als sich die Teilnehmer sogar für einen Punktebonus, die Augenbrauen abrasiert haben. Am letzten Abend, am Samstag, nachdem die Gewinner genannt worden sind, gab es eine große Fiesta im Innenhof der Gemeinde.  Es wurde „Chicha“ (ein süßer Wein aus Äpfeln oder Trauben, mit Eis) ausgeschenkt, es spielte sogar eine Gruppe, die wirklich in ihrem Element war und dazu wurde auch getanzt. Ich muss sagen, dass ich es schade finde, nicht schon früher dabei gewesen zu sein, denn ich weiß, dass sich so etwas nicht wiederholen wird, vor allem nicht in Deutschland.

Und so wurde mir besonders bewusst wie wenig Zeit mir in Wirklichkeit noch geblieben ist. Am 10.08. fliege ich weg, das waren dann 360 Tage. Eigentlich will ich mich gar nicht mit diesem Thema beschäftigen und deshalb genieße ich einfach die wenige Wochen noch, die ich hier in Chile und den Menschen leben kann.

In dieser Woche ist dann endlich Paul von seiner Europa Reise nach Hause gekommen. Wir sind alle sehr froh, dass er gesund und munter wieder hier ist. Anders heißt das aber auch, dass bald Jutta nach Hause gehen wird, die in der Zwischenzeit den Haushalt und alles andere geschmissen hat. 

Mittwoch, 23. Mai 2012

Neue Leitungen und Einundzwanzigster Mai

Es hat sich einiges ergeben in den letzten Wochen, neben Muttertagen und dem Tag der Arbeit der hier auch frei war. Etwas ganz wichtiges vorweg:

Die wichtigste Nachricht ist, dass meine Chefin nicht länger leitende Direktorin der Fundación ist. Aus Gründen die ich nennen will, die ich nämlich auch selber nicht kenne, wurde sie, oder sie hat sich, aus ihrer Position genommen. Vorübergehend sind zwei andere Frauen, die schon länger in der Stiftung sind, in leitender Position. Man ist auf der Suche nach jemanden, der wieder die Chefrolle übernehmen wird.

Für mich ändert sich hier nichts. Ich arbeite weiter in den Zentren und wohne bei Bruder Paul in seinem Haus. Man hat sich sogar mit uns zusammen gesetzt und mehr Freizeit und Urlaub angeboten. Ich werde aber an meinem Plan anhalten, weil ich damit nämlich sehr gut ausgelastet bin.

Im Kindergarten Huellitas habe ich angefangen die Wände zu streichen. In den Sommerferien wurde hier gestrichen, seitdem sind auch die Buchstaben verschwunden, die den Kindergarten benannt haben. Also habe ich Pinsel und Farbe bekommen und neue Buchstaben an die Wand gestrichen. Eine ist gerade erst fertig geworden. Hier steht jetzt: Kindertagesstätte Huellitas.
Unten Rechts in weiß steht der Gründungsname: Casa Parque de los Niños
Der heutige Kindergarten Huellitas hat eine besondere Geschichte. Er wurde 1996 unter dem Namen "Casa Parque de los Niños" gegründet. Damals war es ein offenes Zentrum in dem die Kinder aus dem Armensiedlungen etwas Schutz finden. Hier gab es warme Speisen, Duschen, Hilfe in allen Formen. Früher hat es hier das Viertel "Palafitos" gegeben, das als besonders schlimm galt. Mir wurde erzählt, dass es hier viel Gewalt und vor allem Misshandlungen gegeben hat. Quasi alle Kinder haben schlimme Erlebnisse gehabt. Später wurde dieses Viertel nach Alto Hospicio umgesiedelt, was die Probleme eigentlich nur in eine andere Stadt gebracht hat. Seit 2001 gibt es den heutigen Kindergarten.

Als ich angefangen habe zu malen, habe ich festgestellt, dass vor allem die Außenwände vom Kindergarten und der Babykrippe schäbig aussehen, und möchte ich sie jetzt streichen. Ich hoffe daraus ein Projekt zusammen mit den Kindern aus Jorge Inostroza machen zu können. Ich hoffe, dass das nicht so ins Wasser fällt, wie der Bau des Infozentrums im Refugio.

Die Computer stehen zwar schon, aber es funktionieren gerade mal vier von vierzehn Computern. Das ist sehr schade, weil ich so nur eine kleine Gruppe hochlassen kann.

Der Englischunterricht macht sich übrigens sehr gut. Leider habe ich auch so festgestellt, dass der Unterricht in der Schule wirklich sehr schlecht ist. Ich denke, dass der Staat Chile schon die Mittel und Muße hat, Englischunterricht in allen Schule anzubieten. Die Sache ist nur, dass Lehrer als auch Schüler offensichtlich nicht viel Interesse zeigen. Einmal kam ein Junge zu mir und meinte: "Tío, kannst du mir helfen. Ich soll Seite sieben bis neunundzwanzig bis morgen fertig machen." Was denkt sich denn ein Lehrer dabei? Vor allem geht es hier um Themen, die noch nie im Unterricht behandelt worden sind und die eigentlich nach einer Unterrichtsstunde fertig wären. Simple Past und Present Progressive zum Beispiel. Kein Wunder, dass Schüler selbst nach Jahren Unterricht, noch nicht mal sagen können, wie sie heißen.

Stromausfall haben wir dann auch noch gehabt. Immer wieder nur kurz, ein paar Stunden vielleicht. Das hat aber dafür gesorgt, dass einige Ampeln ausgefallen sind. In Chile ist es nämlich so: Wenn kein Schild da ist, dann habe ich Vorfahrt, ansonsten gibt es ein Vorfahrt-Gewähren-Schild (das Dreieck mit rotem Rand). Wenn also eine Ampel ausfällt, dann sind an dieser Kreuzungen keine Schilder, die wem sagen, wie sie fahren soll. Alle denken dann nämlich, dass sie Vorfahrt haben. Normalerweise sieht man schon von weitem, dass die Anlage aus ist, dann fährt man an die Kreuzung ran, schaut sich um, und fährt dann. Aber nachts, wenn man die ausgeschaltete Ampel gar nicht sieht, wird es gefährlich. Gerade bei uns um die Ecke, hat es schon öfters gekracht. Erst am Montagmorgen ist ein Auto direkt neben mir in einen Strommasten gekracht, es ist aber niemanden was passiert.

Dann wurde hier am einundzwanzigsten Mai die Schlacht von Iquique gefeiert. Das war 1879. Damals war der Norden von Chile noch peruanisch. Die berühmte Seeschlacht von Iquique, wo der Kapitän Arturo Prat gestorben ist, gilt als wichtiger Wendepunkt des Salpeterkriegs zwischen Chile und Peru. Auch wenn Prat eigentlich nicht direkt für den Sieg Chiles gewirkt hat, wird er doch als Nationalheld gefeiert, was mir gezeigt hat, das Chilenen unglaublich stolz auf ihre Kultur und ihre Geschichte sind. Das hat den Vorteil, dass dieser Tag ein Feiertag ist. Dieser Tag wird in Chile mit Aufmärschen der Marine und einer jährlichen Rede des Präsidenten gefeiert. Nebenbei haben wir dann noch Geburtstag gefeiert. Auch im Kindergarten wurde ein Tag später die Seeschlacht gefeiert.




Ich schau mal auf den Kalender: Krass! Dreiundzwanzigster Mai! Das heißt: Knapp zweieinhalb Monate noch?

Samstag, 28. April 2012

Englischunterricht und Ostern

Seit längerer Zeit habe ich mich nicht mehr gemeldet. Eigentlich ist auch nicht viel passiert, abgesehen vom Osterfest.

Ich kann immerhin vom vergangen Osterfest erzählen, dass hier gefeiert worden ist. Es verging eigentlich recht ruhig. Die Messen waren wie gewohnt gut durchgeplant und für die Fastenzeit recht fröhlich. Viel Gesang kommt dazu, und Gefühl. In der Karfreitagsmesse zum Beispiel hörte man am Ende der Messe weinende Menschen, zum Tod Jesu´. Soviel habe ich vorher nie wahrgenommen. Am Ostersonntag machte ich mich mit Lisa auf den Weg zum cerro. Das sind die Berge, die Iquique zum hin Meer einkesseln. Ausgerechnet hier hat meinen Kreuzweg errichtet, den wir bestiegen haben. Die ersten zehn Kreuze waren sehr anstrengend, es ging quasi nur durch Sand. Oben aber schaut man runter auf Iquique.

Links: Osterfest in San Norberto, Rechts: Fotos beim Aufstieg

Der Englischunterricht im Refugio schreitet weiter voran. Der sieht meistens so aus, dass ich ein paar Kopien fertig mache, Ausmalbilder zum Beispiel oder Vokabeltraining. In der vergangen Wochen habe ich mich mit dem Thema Schule beschäftigt und entsprechende Vokabelübungen gemacht, sodass wir am Ende ein Memory basteln konnten.

Wie ich bestimmt schon ein paar hundert Mal erwähnt habe, befindet sich das offene Zentrum in einer sozialschwachen Siedlung. Da fehlt es den einen oder andern auch an Disziplin, die es eben zu Hause nicht gibt. Die Kleinen, mit den ich größtenteils arbeite, sind ruhig und machen gerne mit. Das sind Mädchen und Jungs zwischen sieben und zehn Jahren. Die Älteren - es sind vor allem Jungs zwischen dreizehn und siebzehn Jahren, die zum Sportunterricht, der Batucada oder zur Hausaufgabenhilfe kommen - zeigen weniger Respekt. Gerade dann, wenn sie nichts zu tun haben, oder die Tía "Nein" sagt, wird es besonders bitter. Noch weniger Respekt zeigen sie mir. Klar, ich bin nicht viel älter als sie und noch dazu der Ausländer. Blöd ist es dann nur, wenn ich mit den Kindern arbeiten möchte und nur gestört wird. Erst wenn die Tía mindestens zehn Minuten diskutiert hat, kann es passieren, dass sie immerhin den Saal verlassen. Das Ganze hat ja kaum Konsequenzen, denn man will niemanden raus schmeißen. Die Colación am Abend wird dann - wenn es einmal besonders schlimm war - nur bei den Kleinen verteilt.

Während man in Europa langsam aber sicher den Frühling genießt, haben wir hier jetzt Herbst. Auch wenn man davon in der Wüste nicht viel merkt, es gibt ja keine Blätter die braun werden können. Tagsüber ist es noch warm, nachts braucht man aber wieder mehr Decken, da wird es jetzt kalt.

Samstag, 31. März 2012

Kindergarten und Refugio

Der Urlaub ist also vorbei, endgültig. Was steht jetzt an? Die Fundación selbstverständlich. Also hier.

Wie gesagt, Montagnacht kam ich an. Man hat uns aber dann doch noch ein paar Ruhetage gegeben. Also Montag ausschlafen, Dienstag Reunión. Das diesmalige Treffen mit den Köpfen der Stiftung viel sehr minimalistisch aus. Während nur die Direktorin uns mit ein paar kurzen Worten den neuen Arbeitsplan auf den Tisch legte, war sie so schnell auch wieder vorbei. Das kann seine Vorteile haben, aber auch nur, wenn man nicht reden mag. Nichtsdestotrotz habe ich jetzt einen neuen Plan der Folgendes für mich vorsieht. Jeden Vormittag in den Kindergarten, jeden Nachmittag ins Refugio. Keine Büroarbeit mehr.

Bei der Arbeit im Kindergarten kann ich nichts Neues hinzufügen. Nur das ist jetzt bei den ganzen Großen da bin, die nächstes Jahr in die Schule gehen werden. Das ist etwas entspannter, denn diese Kinder sind etwas selbstständiger, Streitereien und Hilfe auf dem Klo sind aber immer noch present.


Das Refugio, erinnert sich da noch einer dran? Zur Anfangszeit im August, September und Oktober haben wir beim Fußball mitgemacht, jeden Nachmittag. Dann wurde das komplette Programm beendet. Es hieß Umstrukturierung, und die Freiwilligen können das nicht alleine machen, das wäre zu gefährlich. Also war das Refugio quasi tot. Nur noch die Batucada, die Trommelgruppe, wurde noch regelmäßig gemacht. Also quasi Programm für zehn Jungs, das wars.

Jetzt bin ich wieder für dieses offene Zentrum eingeteilt, und auch nicht nur für Kurz, sondern jeden Tag von vier bis acht. Man hat mich gebeten, dass ich mich um Programm kümmer. Das wurde zwar immer wieder kurz angeschnitten, aber nie wirklich realisiert. Und ich habe Glück das ich da nicht alleine stehe. Ein vom Staat gesponsertes Programm sorgt dafür, dass mindestens bis Ende dieses Jahres Aktionen angeboten werden. Das reicht von Studenten bis ausgebildeten Psychologen, die sich um die Kinder und Jugendlichen kümmern wollen.

Und ich soll meinen Teil dazu geben. Also habe ich mich zu den Jungs und Mädels hingesetzt und gefragt, was sie denn machen wollen. Fußball wollen sie wieder spielen, richtig mit Trainig und Lehrer, die Mädels fragen nach Kochunterricht, da es eine gut ausgestattete und ungenutzte Küche gibt, Englischunterricht und was mit Computern, bitte. 

Und jetzt komme ich. Englischunterricht, mache ich, kein Problem. Dank Peter und Lotte, meinen beiden Vorgängern, habe ich viele Hefte hier. Es werden also fleißig Kopien gemacht, Zahlen, Buchstaben, Farben, Tiere und so weiter. Ob die Kinder wirklich Interesse daran haben, oder es nur machen, weil es sonst nicht die Colación (die Tüte Chips und den Saft am Ende des Tages) nicht gibt, ist ein andere Frage.

Beim Thema Sport werden die Studenten Hand anlegen, das studieren sie ja schließlich. Einfaches und Straßen Fußball und Basketball wird es geben. Tanz soll angeblich auch noch hinzukommen. Hat es früher auch gegeben, aber wegen fehlendem Engagement und Motivation ist das gestorben. Handarbeit, also Kunstunterricht in allen Fassetten wird es auch geben, das machen dann auch die erwähnten Studenten.

Und die Computer? Soll ich machen. Kann ich auch machen. Man erinnert sich daran, dass Computer in der Adventszeit gespendet worden sind, und auch ein Teil geklaut wurde. Ein paar Techniker haben sich da bereit erklärt und diese revisiert. Die sind fertig. Den entsprechenden Raum habe ich schon aufgeräumt, Tische und Stühle wurden zurecht gestellt, die Herren sind schon kräftig am schrauben und verlegen, schließlich soll es auch Internet geben.

Mich freut, dass sich im Refugio endlich was bewegt, ich fand es immer traurig, dass das große Zentrum quasi ungenutzt ist. Natürlich darf man nicht die Arbeit der beiden Tías vergessen. Inés und Pilar kümmern sich gut um die Kinder und ihre Eltern, Spenden wurden und werden nach wie vor von hier weitergegeben. Nur zu wenig wurde für die Kleinen gemacht. Das ändert sich jetzt.

Dienstag, 13. März 2012

Chile Argentina Bolivia

Ich bin wieder zurück aus meinem Urlaub. Die letzten fünf Wochen habe ich damit verbracht durch den Norden von Chile, Argentinien und Bolivien zu reisen.

In der Nacht des achtundzwanzigsten ersten um zwei Uhr morgens ging es los, der Bus von Iquique bringt uns vorerst nach Antofagasta. Schnell entscheiden wir: Hier wollen wir nicht bleiben. Also nehmen wir den nächsten Bus nach San Pedro de Atacama, ein kleiner Wüstenort. Wir kommen an und fühlen uns eigentlich gleich wohl. Die Stadt auf zweitausend Metern bietet in etwa die gleiche Landschaft wie Iquique, meint man. Doch Dank der Höhe kann man auch schnell weiter in die Berge fahren und Salzseen und Geysire besichtigen, die durch starke touristische Infrastruktur, mit vielen Kleinbussen schnell erreicht werden können. Nachdem wir hier ein paar Tage verbracht haben, sogar Gabi zufällig wieder gesehen haben und uns mal langsam an das Rucksackleben gewöhnen, geht es weiter. Ziel: Valparaíso.
Gesire
Schluchten

Der Plan: Über La Serena zu fahren, denn einen Bus gab es vorerst nicht. Doch hier Glück im Unglück, der Bus fährt sogar weiter bis nach Santiago. Von der Hauptstadt aus kommen wir schnell weiter, denn von hier ist es nur noch knapp eine Stunde bis zur Küstenstadt. Insgesamt fast dreißig Stunden Fahrt. Valparaíso stellt sich als schöne, bunte Künstlerstadt heraus. Der Einfluss vieler bekannter und kreativer Köpfe merkt man schnell. Die Stadt wurde auf sechzig Hügeln aufgebaut, schaut man runter von der Küste hoch in die Stadt, sieht man in etwa nur ein buntes Häusermeer. Nur die südliche Ecke der Stadt gilt als gefährlich und die Polizei gibt uns sogar vorher noch Bescheid, wir sollen doch lieber einen anderen Weg einschlagen. Bei den vielen Plätzen und dem Schatten der hohen Häuser fühlt man sich hier sehr wohl, auch wegen dem ganzen grün. So was Schönes hat man schon lange nicht mehr gesehen. Es bleibt sogar noch Zeit für ein paar Stunden zur Nachbarstadt Viña del Mar zu fahren.
La Sebastiana

Ein Hügel in Valparaíso

Von hier aus geht es weiter nach Mendoza. Wir überqueren die Grenze zum ersten Mal nach Argentinien. Auch Mendoza ist eine schöne Stadt, aber sehr heiß, kaum aushaltbar. Der Park lädt zum Ausspannen ein und auch so der eine oder andere Platz mitten in der Stadt. Am letzten Tag leihe ich mir ein Fahrrad aus und toure durch die Stadt, danach auf den Cerro, während Lisa lieber den Schatten und das gratis Wi-Fi ausnutzt. Auf dem offenen Platz zwischen allen anderen Internetliebhabern wird sie auf einmal von hinten geschlagen, dann ist das Gerät auch schon aus der Hand. Doch Lisa fängt sich schnell, holt den Typen ein. Dieser bekommt Angst, schmeißt es ins Gras und läuft davon. Man sollte wissen mit wem man sich anlegt.
Ausblick vom cerro auf Mendoza

Mit gemischten Gefühlen verlassen wir Mendoza auf nach Buenos Aires. Hier besuchen wir Matthias, der seine MaZ Stelle in einem der Außenbarrios hat. Zwischen all den Palmen im Garten spannen wir erst einmal aus. Am nächsten Tag machen wir uns rasch in die Innenstadt auf, denn der Bus nach Azara geht schon am Abend und von ganz außen nach innen braucht man schon fast zwei Stunden, so riesig ist Argentiniens Hauptstadt. Durch die Altstadt und die Hafenanlagen machen wir uns am späten Nachmittag wieder auf den Heimweg. Dann geht es nicht mehr weiter, die Straße ist gesperrt, vorne sieht man dunklen Qualm. Später wird sich heraus stellen, dass hier eine Demonstration der Nachbarschaft stattfand, nach dem jemand von der Polizei erschossen worden ist und man zu dem Strom und Wasser abgestellt hat. Wir müssen uns beeilen, sonst bekommen wir den Bus nicht. Eigentlich waren alle Hoffnungen schon tot, also wir fünf Minuten nach halb neun am Terminal ankommen. Doch auch hier war das Glück wieder mit uns, der Bus ist noch da, denn dieser hat sich auch selbst verspätet.
Die breiteste Straße der Welt

Matthias rechts vor mir, beim Präsidentenpalast

Auf dem Weg durch die Nacht ins campo von Argentinien genieße ich den klaren Sternenhimmel. Fast ausgeschlafen kommen wir am nächsten Morgen an und werden schon vom Pater herzlich willkommen geheißt. Daniel ist noch in Paraguay, das Touristenvisum verlängern. Er ist hier auch MaZ und arbeitet in der Gemeinde von Azara, hilft überall mit. Das Wochenende verbringen wir bei ihm. Auf unseren Besuch ist sogar ein Fest mit Miss-Wahlen und Empanadas gefallen, bei dem wir mit helfen müssen. Unter so einer Gesellschaft machen wir das sehr gerne. Hier fühle ich mich wohl, zwischen dem ganzen grün. Doch das Wochenende ist schnell vorbei und wir machen uns alle auf den Weg, Daniel auf seinen Zwischenseminar nach Misiones, wir fahren weiter zu den Iguazú Wasserfällen.
Daniel, ich, Pater Enrique und Lisa mit der besten Erfrischung vor Ort: Terere

Azara

In Puerto Iguazú beziehen wir unser Hostel, welches zwar sehr groß ist, aber eine sehr kleine Küche hat. Zwei Herdplatten für hundert Gäste, die sich auch alle als Selbstversorger verstehen. Aber eigentlich können wir uns nicht beklagen, schließlich haben wir die größten Wasserfälle der Welt gesehen. Etwas mehr beeindruckendes habe ich noch nie gesehen. Trotz vieler Touristen finden wir noch ein paar ruhige Ecken zum Ausspannen und Verdauen. Neben einem Abstecher zu den Itaipú Staudämmen und Ciudad del Este geht es an einem Abend weiter nach Brasilien. Von hier geht unser Bus nach Asunción.
Iguazú Wasserfälle

und ein Tier

Eigentlich ist das Ziel La Paz, doch direkt geht das per Bus nicht. Über Asunción wollen wir einen Bus nach Santa Cruz nehmen, dann kann es nach La Paz gehen. Um sechs Uhr morgens kommen wir in Paraguays Hauptstadt an und stellen fest: Bis heute Abend halb zehn können wir nicht weiter fahren. Also los in die Stadt, den nächsten Automaten und Guaraní für das Ticket besorgen. Doch die Maschinen machen nicht mit und geben uns nur knapp zwanzig tausend, was knapp drei Euro sind. Warum das so ist, haben wir bis heute nicht herausgefunden, doch schnell habe ich mein Kartenlimit erreicht, was wir ziemlich absurd fanden. Fand der Mann von der Bank auch, doch auch er konnte uns nicht weiter helfen. Verzweifelt kommen wir mit dem bisschen Bargeld wieder am Schalter an. Kein Problem, denn man kann auch mit Karte bezahlen, war das Herumrennen also für die Katz. Wir geben das Gepäck am Schalter ab und ich genieße den restlichen Tag in der Innenstadt, werde sogar ins Museum eingeladen und so können wir den nächsten Bus am Abend nehmen.

Asunción
Auf dem Weg nach Bolivien sitzt vor uns ein netter Herr und grinst mich immer an. Ich frag ihn auf Spanisch, warum er das tut, er darauf hin auf Deutsch zu mir: Ich verstehe jedes Wort. Wir kommen ins Gespräch und er lädt uns zu seiner Familie in sein Haus ein. Nach einer angeblichen Horrorfahrt auf bolivianischen Pisten und mit mindesten drei Pannen – die ich aber alle verschlafen habe -  nehmen wir diese Einladung dankend an. Das kleine Haus stellt sich sofort als großes Haus heraus, von seiner Frau und den Kindern werden wir sofort freundlich begrüßt. Am selben Abend der Ankunft fahren wir noch zur Karnevalsparade, werden zwar nass und dreckig gemacht, aber das gehört schließlich dazu. Am nächsten Tag wartet noch ein Asado auf uns, ehe es mit dem nächsten Bus endlich nach La Paz geht.
Santa Cruz

Vor erst machen wir noch einen Abstecher nach El Alto in das Haus der Steyler Missionare. Hier warten schon Bea und Janko auf uns. Auf viertausend Metern ist es schon mal ganz gut sich auf die Höhe und die kommende Tour vorzubereiten. Bea und Janko sind ebenfalls – wer hätte das gedacht – MaZ in Bolivien, sie in San Ignazio de Velasco, er in Santa Cruz. Gemeinsam verbringen wir zwei Abende im Haus und beobachten den Karneval, dann geht es zu unserem Zwischenseminar.
Da haben wir noch lachen; in El Alto, kurz vor unserem Seminar

„Unten“ in La Paz warten schon sieben andere Freiwillige vom Pallottinischen Freiwilligendienst auf uns. Einen Abend bleiben wir noch im „Heiligen Onkel“, dann geht es raus in die Yungas. Unsere Trekkingtour geht auf bis zu fünftausendeinhundert Metern hoch, durch Schnee und Regen und Matsch. Ein richtiges Abenteuer, es bleibt sogar ein bisschen Zeit zum Reflektieren und Unterhalten. Schnell wird aber klar: Für die Steyler ist kein Berg zu steil und wir machen immer das Peleton unserer Tour, während hinter uns die Pallotiner und –innen wegen dem ganzen Schlamm und dem Gehen heulen. Nach drei Tagen ist aber auch wieder Schluss und es geht zurück nach La Paz. Hier verbringen wir erst einmal ein paar Tage zum Entspannen, denn anstrengend war es schon. Am letzten Tag in La Paz machen wir noch eine Fahrradtour auf der angeblich „Gefährlichsten Straße der Welt“ und ich verliere meine Sonnenbrille, dann geht es zusammen mit Bea, Janko und Carina von den Pallottinerinnen zum berühmten Titicaca.
Nach drei Tagen wandern, listo

Yungas

Was ich sagen kann ist, dass es hier keine Titis und auch keine Kacki gibt. Dafür aber viele entspannte Leute, liegen gebliebene Touristen und traumhafte Landschaften, und genieße dabei die bolivianische Bequemlichkeit. Copacabana heißt der Ort, wo wir die letzten Tage verbringen. Dann geht es einen Tag mit dem Motorrad, aber ohne Helm und Lizenz, am Ufer entlang, den nächsten fahren wir auf die Sonneninsel, wenn auch bei Regen. Hier bleiben wir, fühlen uns sehr wohl und machen uns nach ein paar Tagen auf den Heimweg über La Paz. 
Titicaca

Doch auch das wird schwieriger als gedacht, denn den nächsten Bus verpassen wir um zwanzig Minuten und müssen noch eine Nacht in La Paz verbringen. Am nächsten Morgen geht es fürs letzte Mal los, in Arica bleiben wir noch einmal stehen, können aber den Bus wechseln und sind Montagnacht, pünktlich zur Arbeit wieder da.

Ende.

Donnerstag, 26. Januar 2012

Colonia und Sommer

Januar nimmt seinen Lauf, und ich auch. Im Januar gibt es nicht sehr viel zu tun, da man in Chile zur Zeit Sommerferien feiert, und das noch bis März. Doch hatten wir viel Besuch im Haus und schließlich ist immer irgendwas.

Und was gehört so zu Januar dazu: Das Fest der Drei Heiligen Könige. Das Fest dazu verbrachten wir in La Tirana. Am späten Nachmittag ging es los, denn man wollte schließlich so viel wie nur möglich mitbekommen, also drei Stunden vorher antanzen ist schon drin. Während einige sich an den Completos satt aßen, bewunderten andere die Krippenfiguren aus aller Welt, vor allem die, die sich an die Kultur der Aymara anlehnten. Nach einer langen Messe machen wir uns auf den Heimweg.

So waren in den letzten paar Wochen zwischenzeitlich fünfzehn Leute im Haus, das hat zwar viel Spaß gemacht, war aber andersrum auch ein wenig anstrengend: Eine vierköpfige Familie, unzählige befreundete Priester und letzendlich auch ein MaZ.
Paul macht zu den Wochenende Ausflüge mit der Familie, einmal ging es nach Victoria, ein anderes Mal nach Tacna. Beidesmal musste ich passen, die Erklärung weiter unten.
Aber das war auch gar nicht so schlimm, denn das Wochenende verbrachte Benedikt bei uns, der sein Freiwilliges Jahr im Süden von Chile verbringt. Ein paar gemütliche Abende verbrachten wir gemeinsam, ehe er sich am Sonntagabend auf den Weg Richtung Süden machte.

Ich verbringe also noch ein paar Wochen in Iquique. Ein Freund von Bruder Paul hat mich zur Colonia del Verano eingeladen, sowas wie eine Ferienschule. Ich habe als Monitor mit gemacht, also Leiter. Insgesamt war es eine Gruppe von circa vierzig Kindern und fünfzehn Leitern aus der Gemeinde Cristo Rey, zusammen mit zwei anderen Gemeinden waren es am Ende über hundertzwanzig Kindern und über vierzig Leitern beim finalen Ausflug am Samstag. Von Montag bis Freitag, von morgens neun bis nachmittags um zwei gab es Programm, jeder Tag hatte dabei ein Motto: Sozialer Umgang, Tag der Umwelt und so weiter. Zu den Themenschwerpunkten wurden Straßen gefegt, Pflanzen eingesetzt, Sport betrieben, die Rechte der Kinder erklärt und so weiter. Höhepunkt war der Ausflug am Samstag nach La Huayca, hier gibt es eine riesige Anlage mit Unterständen und Grillvorrichtungen, einem grünen (!) Fußballplatz und einem kleinen Schwimmbad. Alles mitten in der Wüste. Die Woche hat mir sehr gefallen, weil ich auch außerhalb der Fundación wieder etwas zu tun hatte, auch weil ich mich mit den anderen Leitern super verstanden habe und Kontakte zu anderen Chilenen knüpfen konnte.

Grüner Fußballplatz

Ausflug

Hier sind alle drei Gemeinden

Und die Kinder aus Cristo Rey

Schade eigentlich, dass ich dann Ende Januar weg gehen werde. Ein Zwischenseminar in La Paz ruft nach mir, und vorher möchte ich noch ein paar Freunde in Argentinien und Bolivien besuchen, ehe ich mich über Peru auf den Heimweg machen werde. Heißt also: Bis Anfang März bin ich nicht in Iquique, und vermutlich noch nicht einmal in Chile. Was aber nicht so schlimm ist, es sind ja Ferien.