Sonntag, 20. November 2011

Pichanga und Weihnachtskarten

Nach der großen Spendenaktion der Fundación steht jetzt die nächste große Aktion an: Weihnachten. Hier zu müssen erst einmal Karten entworfen werden und Adressen aus Deutschland, Österreich und Chile zusammen gesucht werden. Genauso schön waren dann doch noch Pichanga Essen und Ausflüge in die Wüste.

Letzte Woche gab es ein Treffen mit allen Direktorinnen der Zentren und uns drei Freiwilligen. Wir wurden gefragt, wie es uns geht als Freiwillige in der Fundación. Wir sprachen über unsere Arbeit und die Situation aktuell. So zum Beispiel wird das "Mi refugio", in dem Lisa und ich immer Fußball gespielt haben, in November geschlossen, da es umstrukturiert wird und sich um neues Programm und Freiwillige gekümmert wird. Da ich dann Montag- und Freitag-Nachmittag frei habe, wurde beschlossen, dass ich jetzt jeden Nachmittag im Büro aushelfen soll, das Vormittagsprogramm - Montag, Mittwoch, Freitag im Kindergarten und Dienstag, Donnerstag im Büro - bleibt bestehen. Man hat mir gesagt, dass gerade jetzt vor der Weihnachtszeit hier die Arbeit besonders benötigt wird, wie oben beschrieben.
 
Im Kindergarten fand dann auch bald mal wieder ein Ausflug statt. Ein gelber Schulbus holte uns ab und so fuhren wir mit circa fünfundzwanzig Kindern und sechs tías in die Innenstadt. Wir besuchten ein Museum, das die Geschichte Chiles von der Steinzeit über die Zeit der spanischen Konquistadoren bis hin zur heutigen Entwicklung des Bergbaus erzählte. Für die Kinder natürlich super Interessant und auch für uns nicht langweilig, die Kinder benahmen sich sogar, liefen nicht weg und fassten auch nichts an. Zum Mittagessen waren die Kinder wieder im Kindergarten.

Voller Bus

Tía, Tía!!!

Pause
Pichanga ist ein eintopfartiges Gericht, dass vor allem aus Schweinefleisch und viel Gemüse besteht. Die Zutaten, sowie die Art der Zubereitung kann variieren, je nachdem wer es macht und in welchem Teil des Landes man ist. So kam es dann, dass ein paar gute Freunde des Hauses am Abend zu Besuch kamen und auf dem Grill das herrliche Essen anrichteten. Es war herrlich und wirklich schön. Das Essen wurde auf dem Grill gemacht, aber nicht Kohle sondern Holzscheite wurden für das Feuer benutzt, während aus dem Radio typisch chilenisch Musik gespielt wurde, was von dem im ganzen Haus verbreiteten Geruch nur noch unterstrichen wurde. Und wenn das nicht noch genug gewesen wäre, so wurde am Abend ein Lied nach dem anderen auf der Gitarre von Alexis geschmettert, sodass man sich spät in der Nacht mit einem warmen Gefühl im Magen ins Bett legen konnte.

Pichanga: Heute mit Kartofflen, Wurst, einer Menge Gemüse und Schweinefleisch

Alexis

Lota ist ein Spiel, das dem Bingo sehr ähnlich ist, was bedeutet, dass die Chilenen es bei jeder nächstbesten Gelegenheit gerne spielen. Man bekommt eine Karte auf der zufällige Zahlen von eins bis neunundneunzig in jeweils drei Reihen verzeichnet sind. Aus einem Sack werden diese Zahlen dann zufällig gezogen. Wer dann jeweils drei, vier oder fünf Zahlen auf seiner Karte mit den dazu gelegten Maiskörnern verzeichnen kann, ruft laut auf, wird kontrolliert und kann sich dann seinen Preis abholen, welche von Runde zu Runde immer umfangreicher werden. In der Gemeinde San Antonio wurde zu einem guten Zweck gespielt und so kam es, dass Lisa, Gabi, Daniel, Hermano und ich uns auf den Weg dorthin machten. Der Weg keine drei Minuten mit dem Auto entfernt und zu Fuß sogar noch schneller zu erreichen. „Warum sind wir denn jetzt überhaupt mit dem Auto gefahren?“, könnte die Frage sein, die man sich hier stellt. So als wenn es Bruder Paul gewusst hätte, räumten wir einen Preis nach dem anderen ab: Salz und Mehl, Nudeln und Öl, Tee und Reis, welche den Großeinkauf für die nächste Woche unnötig machten.

Und das braucht man: Eine Karte mit fünfzehn zufälligen Zahlen zwischen eins und neunundneunzig und Maiskörner zum ablegen

Da haben wir schon das zweite Mal die Runde gewonnen

Im vergangen Wochenende machten wir uns auf einen Wochenendtrip, mal wieder nach Pica. Mit Zwischenstopps in Alto Hospicio, La Tirana und La Huayca machten wir uns auf den Weg über die PanAmericana und die staubig-windig Atacama Wüste. Für Gabi war es neu, für uns inzwischen der vierte oder fünfte Ausflug in die Wüste. Frische Früchte und warme Bäder riefen förmlich nach uns und wir genossen die warmen und trockenen Temperaturen der Wüste, die Gastfreundlichkeit vom Padre, sowie die frischen Säfte des kleinen Ortes Pica.

Wüste

Frische Mangos können sofort verzehrt werden, sofern man nichts gegen den Wüstenstaub hat

Un día en mi casa, un mono llegó

La cocha

Die Plantagen im Hinterhof

Schattenspiele


Pica

Wind und trockene Hitze

Pica
Nebenbei konnte ich mir in dieser Woche meinen chilenischen Personalausweis abholen. Staatsangehörigkeit ist natürlich immer noch D. Wie ich also dem immer wachsenden Bekanntenkreis hier von meinem chilenischen carnet erzählte wurde auf einmal allen bewusst, dass ich ja nur einen Nachnamen habe. Ich Chile und vielen anderen spanischsprechenden Ländern ist es normal, dass ein Kind als ersten Nachnamen den ersten Nachnamen seines Vaters und als zweiten den ersten seiner Mutter bekommt. Normalerweise hat man also zwei Nachnamen. Bei Heirat wird der erste Nachname der erste vom Ehemann, der väterliche Nachname wird der Zweite, der mütterlich verschwindet dann.

In dieser Woche bekam ich ein tolles Geschenk von Hermano. Am Morgen kam er auf mich zu: "Lukas, du warst ja gestern nicht da, dabei hatte ich ein tolles Geschenk für dich", und reicht mir eine weiße Dose in die Hand. "Ist das..? Nein! Wirklich?" In meiner Hand liegt ein kühles Paderborner, herzhaft würzig, gebraut in 33054 Paderborn, Alemania. Ein toller Mann! Kann man hier übrigens einfach so neben zahlreichen anderen deutschen Produkten in einer großen Supermarktkette in Chile kaufen. Sonnenblumenbrot oder Kekse mit deutscher Verpackung, nur ein kleiner weißer Sticker beschreibt das Produkt als Import und übersetzt auf Spanisch.

Im letzten Blogeintrag sprach ich ja davon meinen zweiten Rundbrief zu versenden, was ich auch gemacht habe. Die Steyler Mission hat diesen jetzt auf seiner Website teilweise veröffentlicht und kann hier gelesen werden.

Dieses Wochenende veranstaltete eine Schule in Alto Hospicio ein Fest, es war eines von vielen Adventsfeiern die hier immer wieder anstehen werden. Viele Kinder aus den Krippen und umliegenden Schulen waren da. Die Stimmung war gut, dank Animateuren und den Mitarbeitern der Fundación die auch gekommen sind.

Was

Woody und Buz
Jetzt sitze ich im Innenhof von unserem Haus, und schaue der Wäsche beim Trocknen zu. Das Wetter ist schön warm, die Mädchen sind schon am Strand. Mir geht es gut.


Samstag, 5. November 2011

Gescheiterte Ausflüge und große Spendenaktion

Wie ich schon im letzten Blogeintrag erwähnt habe, fand in der letzten Woche die colecta anual statt, die alljährliche Spendenaktion der Fundación, die sehr wichtig für das Bestehen und Funktionieren der Stiftung ist.

Und zwar lief das so. In den letzten Wochen haben sich viele Freiwillige für die Fundación gemeldet, zu meist Schüler und Eltern. Damit in der Stadt die Spendenaktion auch bekannt wird, wurden Plakate in der ganzen Stadt verteilt, in Schulen, Supermärkten und im Laden um die Ecke. Wir haben sogar einen Platz an der großen Werbetafel beim Kasino am Strand bekommen, sehr schön denn hier führt zum einen eine Hauptstraße entlang, zum Anderen direkt am Strand gelegen wurden viele Menschen darauf aufmerksam gemacht. Auch Lisa und ich wurden mit in die Spenden eingerufen, auch ein Teil der tías machte mit, sodass trotzdem die Kindergärten noch offen bleiben konnten. Hier kam ich dann mit tía Ofelia in die Innenstadt, ziemlich genau zwischen zwei großen Einkaufszentren. Mit der blauen Schürze und einem Spendensack bewaffnet fragten wir uns durch die Massen durch, ob Sie denn nicht mit einer kleinen Spende die Fundación helfen wollen: "Hola, buenas días, una ayuda para la Fundación." Für mich auf jeden Fall eine neue Erfahrung, Menschen direkt anzusprechen und um Hilfe zu bitten. Am Ende waren in meinem Sack rund 35.000 CLP (ca. 50€) die ich vom morgen bis zum Nachmittag eingesammelt habe. Mir gegenüber waren die Menschen sehr nett, niemand der mir gegenüber agressiv gekommen ist. Eine war sogar so fröhlich darüber, dass ich Deutscher sei, dass sie mit mir ein Foto machen wollte, eine Andere war nach einer Spende so überzeugt von der Arbeit der Fundación, dass sie sich nächste Woche als Freiwillige melden wollte. Da es sehr viele Freiwillige gegeben hat und in Iquique und Alto Hospicio gesammelt worden ist, haben wir circa sechs Leute und eine Woche gebraucht um alle Summen zusammen zu zählen: 3.714.730 CLP (ca. 5430 €) ist die finale Summe die durch die Spenden erbracht worden ist. Ein toller Erfolg, denn bis hier hin war viel Arbeit.

Auch von Padre Estefano habe ich vor kurzem berichtet, der Steyler Missionar aus Polen der nach Pica gezogen ist. Er wurde das vorletzte Wochenende offiziel von den Schwestern von Pica und dem Bischof vom Erzbistum Iquique begrüßt. Dazu kamen noch Ecónomo und Provincial des Steyler Ordens aus Santiago de Chile und waren dabei. Bruder Paul vorbereitete dabei schon Wochen zuvor die Feierlichkeiten vor, in dem er deutsches Bier - und zwar das gute Oettinger - kaufte. Das Wochenende übernachteten wir dann in Pica und waren bei den Feierlichkeiten und Vorbereitungen zu gegen. Gutes Essen hat dabei nicht gefehlt.

Von links nach rechts: Padre Stefan, Ecónomo und Provincial, Lisa und Bruder Paul

Bei der Übergabe der Gemeinde an die Societas Verbo Divino mit dem Bischof von Iquique in der Mitte

Tolles italienisches Essen inmitten von Chile

Neben Allerheiligen am Dienstag war auch am Montag der einunddreißigste Oktober frei. Lisa und ich dachten uns, dass wir die freien Tage gut ausnützen könnten und planten eine Reise nach Putre, ein kleines Dorf an der Grenze zu Peru, das inmitten eines Nationalparks auf guten viertausend Metern liegt. Es gab nicht die Möglichkeit eine Ticket direkt von Iquique nach Putre zu kaufen, daher wollten wir zuerst nach Arica fahren um von dort weiter zu fahren. Doch recht früh sind wir in Iquique eingestiegen und kamen am Vormittag am Terminal von Arica an. Leider haben wir hier erfahren, dass die einzige Linie nur morgens um sieben Uhr fährt. Eine Alternative hat es nicht gegeben. Zudem noch das lange Wochenende das eine auf-gut-Glück-Reise verhinderte. Schade. Lisa machte sich also im Terminal schlau, wo es Dank WLAN und iPhone eine Internetverbindung gab. Eine fahrt nach Arequipa wäre alternativ drin gewesen. Wer hat nicht genug Geld dabei? Der Lukas natürlich. Letzenendes scheiterte es an mir, und so fuhren am Nachmittag wegen Geldmangels und fehlendem Schlafplatz wieder nach Iquique zurück. Natürlich waren wir wütend als auch müde als wir am späten Nachmittag wieder zu Hause angekommen sind. So kann eine Reise auch ins Wasser fallen. Das lange Wochenende und das gute Wetter machten daher einiges wieder gut.
Was auch die Stimmung erhellte war das Ankommen einer neuen Freiwilligen - die Gabi aus Österreich wird für die kommenden zwei Monate in Iquique bleiben und so wie Lisa und ich in der Fundación mithelfen.

Zu Allerheiligen waren wir nicht auf Friedhöfen unterwegs sondern haben den Tag am Strand genossen. Bei nicht zu heißen zweiundzwanzig Grad Celsius ließen wir es uns in der Sonne gut gehen. Schon paradox, wenn ich an den Waldfriedhof in Schloß Neuhaus denke und das nasskalte Novemberwetter zu Hause in Deutschland, dann bilden die Wüste und der Strand um Iquique schon krasse Kontraste. Selbstverständlich feierten wir Los Santos doch noch mit einer Messe am Abend.
 
Jetzt sind wir also schon drei Freiwillige in der Fundación. In den nächsten Tagen werde ich auch meinen zweiten Rundbrief versenden, indem ich die ersten zweieinhalb Monate Revue passieren lasse.